Stellungnahme der Grünen Fraktion zur geplanten Änderung des Straßenbeleuchtungskonzepts der Stadt Sinsheim

Die Grüne Fraktion begrüßt die erneute Überprüfung und Diskussion des Straßenbeleuchtungskonzepts. Wir stehen jedoch einer generellen und flächendeckenden Aufhebung der Nachtabschaltung, auch nach einer Umstellung auf LED-Technologie, aus folgenden Gründen skeptisch gegenüber:

  1. Energieeinsparungen, Kosten und CO2 Emissionen:
    Die Verwaltung rechnet mit jährlichen Einsparungen von etwa 30.000 € durch die Nachtabschaltung, basierend auf einem Strompreis von 0,39 €/kWh. Angesichts der aktuellen Entwicklungen am Energiemarkt und Strompreisen von bis zu 0,52 €/kWh sind jedoch höhere Mehrkosten zu erwarten, sollte die Nachtabschaltung aufgehoben werden. Nach aktuellen Berechnungen könnten die jährlichen Mehrkosten rund 40.000 € betragen. Diese Summe ist in einem angespannten Haushalt nicht zu vernachlässigen.
    Darüber hinaus trägt jede eingesparte Kilowattstunde dazu bei, die globale Erwärmung zu verlangsamen. Klimaziele erreichen wir nicht allein durch effizientere Energienutzung, sondern auch durch tatsächliche Energieeinsparungen.
  2. Verhältnis von Einsparung zu Sicherheitsempfinden: Es wird argumentiert, dass die Einsparungen in Höhe von ca. 30 -40.000 € jährlich in keinem Verhältnis zum Sicherheitsempfinden der Bevölkerung stehen. Wir sind der Auffassung, dass mehr Sicherheit nicht allein durch mehr Beleuchtung erreicht werden kann. Alternative Maßnahmen wie gezielte Beleuchtung an neuralgischen Punkten (z.B. Neulandstraße, Bereiche der Innenstadt und in den Ortsteilen) oder der Einsatz von Bewegungsmeldern, wie sie in Eppingen erfolgreich eingesetzt werden, können die Sicherheit erhöhen. Weitergehende Diskussionen über Maßnahmen, die das Sicherheitsgefühl stärken (z.B. verbesserter ÖPNV zu Nachtzeiten), müssen ebenfalls geführt werden.
  3. Negative Auswirkungen auf unsere Lebensgrundlage.
    Die Lichtverschmutzung hat weitreichende negative Folgen für die Tierwelt, insbesondere für nachtaktive Insekten, Zugvögel und Fledermäuse. Aktuelle wissenschaftliche Studien belegen, dass Lichtverschmutzung zu einem erheblichen Rückgang der Insektenpopulation beiträgt, was dramatische Auswirkungen auf die Bestäubung unserer Nutzpflanzen hat. Zugvögel werden in ihrer Orientierung gestört, und lichtscheue Fledermäuse werden verdrängt. Der Schutz der biologischen Vielfalt muss in Zukunft eine größere Rolle in unseren kommunalen Entscheidungen spielen, da intakte Ökosysteme die Grundlage unserer Lebensqualität sind.

In Zeiten der Klimakrise und des Artensterbens tragen auch Kommunen eine besondere Verantwortung, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Der Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen und die Reduktion von CO2-Emissionen müssen eine größere Priorität haben.

Die Grüne Fraktion spricht sich daher klar gegen eine generelle Wiedereinführung der durchgehenden Nachtbeleuchtung aus und beantragt stattdessen eine Debatte über eine gezielte, bedarfsorientierte Beleuchtung zu führen, die sowohl den Sicherheitsbedürfnissen der Bevölkerung als auch den ökonomischen und ökologischen Anforderungen gerecht wird.

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