Die Grundzüge der Umwelt- und Naturschutzpolitik des Landes skizzierte Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft bei einer GRÜNEN Veranstaltung in Wiesloch.
Als Moderator begrüßt der grüneBundestagskandidat Memet Kilic die Gäste im Kulturhaus.
Landtagsabgeordneter Hermino Katzensteinerzählt, wie seine Eltern, die beide Biologielehrer waren, im Wanderurlaub mit Kosmos-Naturführer auf Pirsch gingen. Damals mussten sie auf der Fahrt in die Berge noch anhalten, um Windschutzscheibe und Scheinwerfer sauber zu bekommen, so viele Insekten gab es. Die intensive Landwirtschaft mit dem Einsatz von Pestiziden habe dazu geführt, dass die Zahl der Insekten und mit ihnen auch die der Insekten fressenden Vögel dramatisch zurückgegangen sei, so Katzenstein.
Mit den Insekten werde die Grundlage des Ökosystems vernichtet, bemerkt auch Andre Baumann. So gebe es zum Beispiel kaum noch Feldlerchen. Im Lodenjanker demonstriert der Biologe aus Schwetzingen Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit und stellt zufrieden fest, das Thema Nachhaltigkeit ziehe sich „wie ein grüner Faden durch den Koalitionsvertrag“.
„In den nächsten viereinhalb Jahren werden wir den Naturschutz weiter voranbringen“, verspricht Baumann und zählt auf: Die Erhöhung des Naturschutzetats von 30 auf 60 Millionen Euro, das erste Klimaschutzgesetz eines Landes und die Effizienzstrategie Baden-Württemberg, mit der das Land Ressourcenverbrauch und Wirtschaftswachstum voneinander abkoppeln will. Das sei auch ökonomisch sinnvoll, betont Baumann. Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben, laute die Devise.
„Wir sind die grüne Volkspartei, die neue Baden-Württemberg-Partei“, sagt Baumann. Dass die Grünen im Ländle etwas moderater und wirtschaftsnäher sind als im Bund sieht er nicht als Nachteil: „Wir fordern nicht nur, wir machen es.“
„Es gibt kein grenzenloses Wachstum, wir leben auf Kosten ärmerer Regionen. Das ist nicht nachhaltig und gerecht.“ Wichtig sei, selbst effizient mit den Ressourcen umzugehen. „Zu den wenigen Ressourcen, die wir hier in Baden-Württemberg haben zählen Erfindergeist, Sparsamkeit und Mut“, so Baumann.
In der wärmebegünstigten Region spüre man den Klimawandel bereits, vor allem an heißen Sommertagen und in den tropischen Nächten. Baumann macht klar, wie wichtig es ist, die erneuerbaren Energien auszubauen um die Klimaschutzziele von Paris zu erreichen. „Wir wollen raus aus der Atomkraft und der fossilen Energie.“ Dass das eine große Herausforderung ist, gerade für Baden-Württemberg, daraus macht er keinen Hehl.
Umso mehr freut er sich, dass der Ausbau der Windkraft vorangeht. 120 neue Anlagen seien im vergangenen Jahr installiert worden, viele weitere seien genehmigt. Baden-Württemberg habe vorbildliche Regeln für den naturverträglichen Ausbau der Windenergie. Denn: „Es gibt auch Standorte, da sollten sich keine Windräder drehen.“ Darüber hinaus sei auch der Netzausbau wichtig, um den sauberen Windstrom aus den Norden in die Wirtschaftszentren nach Baden-Württemberg transportieren zu können.
Baden-Württemberg sei von der Sonne verwöhnt. Mit der Solaroffensive soll laut Baumann die Nutzung der Sonnenenergie, auch durch Mieter, gefördert werden. Der Atlas Solarenergie gebe Anhaltspunkte darüber, welche Dachflächen geeignet sind.
Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann, selbst Läufer, hört interessiert zu, als Baumann die Energiewende mit einem Marathon vergleicht. „Manchen geht schon jetzt die Puste aus, wir haben aber auch gute Läufer in unserer Mannschaft“, sagt Baumann und betont die Vorbildfunktion.
„Die Energiewende muss erfolgreich sein weil die Welt auf uns schaut“, sagt Baumann. Schafft es dieses reiche, hoch technisierte Land? Und noch dazu mit Technologien, die aus Deutschland, aus Baden-Württemberg kommen? Bund und Länder müssten hier noch mehr an einem Strang ziehen.
Als nicht nachhaltig prangert er Merkels Agrarpolitik an. 60 Milliarden Euro an EU-Subventionen flössen in eine fehl geleiteten Landwirtschaftspolitik und man müsse dann noch mal viel zahlen um die entstandenen Schäden zu reparieren. „Das ist absurd.“ Von der neuen Bundesregierung erwartet Baumann eine Agrarpolitik, die mit weniger Pestiziden auskommt und nicht auf Kosten der Landwirte und der Umwelt geht.
„Wir waren eben auf dem Maulbeerbuckel in Walldorf, wo die bewaldete Dünenkuppe gerodet wurde um Licht und Platz für Feldlerche und seltene Sandrasenbewohner zu schaffen“, erzählt Baumann.
Anschließend geht der Staatssekretär noch auf verschiedene Fragen des Publikums ein, anknüpfend an die Arbeitsfelder im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft.
Bild: Kilic, Baumann, Katzenstein
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