Sinsheim (aw).Inklusion, Gemeinschaftsschulen, Stellung der Realschulen und der Gymnasien- das waren die wichtigsten Themen einer Veranstaltung zur Bildungspolitik. Der Kreisverband von Bündnis90/die Grünen hatte den Reutlinger Landtagsabgeordneten und Bildungsfachmann Thomas Poreski zu einem bildungspolitischen Abend nach Sinsheim eingeladen. Landtagskandidat Hermino Katzenstein, moderierte die Diskussion mit dem Sinsheimer Publikum und trug auch einige kritische Fragen aus der Bevölkerung vor.
„Die runden Tische zur regionalen Schulentwicklung im Land ergeben fast immer eine Einigung. Dabei entscheiden letztlich Gemeinden einer Region, welche Schulen bei sinkenden Schülerzahlen erhalten und eingerichtet werden sollen. In manchen Gegenden könnte man ohne die drei Niveaus, die eine Gemeinschaftsschule bietet, gar keine Sekundarstufe mehr anbieten.“, so Poreski. auf die Frage zur „Abschaffung“ der Realschulen.
Auf die geäußerten Befürchtungen des Niveauverlustes in den Gymnasien ging der Bildungsexperte ebenfalls ein: „Nur etwa 10% der Schüler an den Gymnasien haben keine Empfehlung für diese Schule. Die beklagte Entwicklung zu sozial immer schwierigeren Schülern wird von den Wissenschaftlern bereits seit der Jahrtausendwende beobachtet, also weit vor Abschaffung der verbindlichen Grundschulempfehlungen. Gerade diese im Lern- und Sozialverhalten immer heterogenere Schülerschaft bei gleichzeitigem Rückgang der Schülerzahlen muss in der Konsequenz zu neuen Schularten wie der Gemeinschaftsschule führen.“ Die GMS sei dabei keine starre Schulform, sondern das Kultusministerium lasse differenzierte Lösungen zu. Hauptmerkmal sei die Individualisierung durch unterschiedliche Levels.
Emotional wurde die Diskussion beim Thema Inklusion. Diese Vorgabe der UN-Menschenrechtskommission wird ebenfalls sehr individuell umgesetzt. Vielerorts gelingt die Inklusion sehr gut, und alle Schüler profitieren davon, z.B. beim Sozialverhalten. Mancherorts gibt es aber auch überforderte Lehrer und es wird die mangelnde Förderung besonderer Kinder befürchtet. Der Entwicklung der Sonderschule zur „Restschule für Schwerst- und Mehrfachbehinderte“ müsse dringend begegnet werden, so die Forderung einer Besucherin.
Den Ausbau der Kleinkindbetreuung betonte Poreski als wichtigen Erfolg für Bildungsgerechtigkeit. Die GRÜN-geführte Landesregierung habe die Mittel für die frühkindliche Bildung fast verzehnfacht, Viele Familien sind auf ein zweites Einkommen und auch die hohe Zahl Alleinerziehende auf entsprechende Angebote angewiesen. Den Vorwurf, dass die Grünen sich dabei zu einseitig den Anforderungen der Wirtschaft unterordnen, konnte Landtagskandidat Katzenstein entkräften: „Uns ist vor allem an flexiblen Lösungen gelegen. Deshalb sind Zeitpolitik und Familienfreundlichkeit wichtige Bestandteile Grüner Politik. Programme wie Teilzeitausbildungsmöglichkeiten für junge Eltern oder das Elterngeld plus sollen Familien individuelle Möglichkeiten eröffnen.“
Eines war Poreski ganz wichtig: Bildungspolitik ist ein dynamischer Prozess, abhängig von unzähligen, regional unterschiedlichen Faktoren und auf allen Seiten ganz stark vom Individuum Mensch geprägt. Struktur ist dabei immer nur Mittel zum Zweck und soll hilfreich unterstützen. Ohne engagierte Lehrer und Eltern ist gute Bildung undenkbar.
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