Harald Grendus sprach über Wasserstoff als möglichen Energieträger der Zukunft
Sinsheim. (abc) Trotz staatlicher Kaufprämie steigt die Zahl der in Deutschland zugelassener Elektroautos gemäß der kürzlich veröffentlichten Halbzeitbilanz des Förderprogramms nur sehr langsam. Dem Verfahrenschemiker Harald Grendus zufolge liegt dies an den nach wie vor unzureichenden Batteriespeichern. Stattdessen machte er sich am Donnerstagabend mit einem Vortrag während des jüngsten Treffens des Grünen-Ortsverbandes im Begegnungscafé Sam am Burgplatz für Wasserstoff stark.
Dabei kennt der Referent das erste Element im Periodensystem ganz genau. Aus Thüringen stammend, war er vor dem Mauerfall Galvaniseurmeister in einem Leipziger Betrieb, der Wasserstoff hergestellt hat. „Heute geht das dank immer günstiger werdender erneuerbarer Energien deutlich preiswerter“, betonte Grendus, nachdem Vorstandsmitglied des Ortsverbandes Anja Wirtherle erfreulich viele Zuhörer begrüßt hatte. Vor zwei Jahren dem Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband beigetreten, ging Harald Grendus dann auf einen Schwerpunkt der Arbeit des aktuell rund 400 Mitglieder starken Zusammenschlusses ein, dem auch rund 80 Unternehmen angehören: der Mobilität mit Wasserstoff.
„Wasserstoff ist der ideale Speicher für erneuerbare Energien“, zitierte er dabei zunächst den Naturwissenschaftler und SPD-Politiker Ernst Ulrich von Weizsäcker, der sich in einem Vorwort des Buches „Wasserstoff und Brennstoffzelle“ dahingehend geäußert hatte. Als Beleg hierfür beschrieb der Referent anschließend mehrere Testfahrten mit dem viersitzigen Wasserstoff-Brennstoffzellen-Pkw Toyota Mirai. „Er verhält sich genau wie ein Batterie-Elektroauto“, lobte Grendus die Eigenschaften des bislang nur in Kombination mit einem Leasing-Vertrag erhältlichen Technologieträgers. Der zu dessen Betrieb nötige hochreine Wasserstoff werde aktuell zwar noch weitestgehend mittels Dampfreformation aus fossilem Erdgas erzeugt, könne aber langfristig aus erneuerbaren Energien gewonnen werden.
Belege hinsichtlich der in Vorfeld getätigten Aussage, Sinsheim könne sich in etwa einem Jahrzehnt mit Wasserstoff energetisch selbst versorgen, blieb Grendus schuldig. Er rechnete aber vor, dass der Wirkungsgrad heutiger Wasserstoffautos mit etwa 50 Prozent rund ein Drittel höher sei als der vergleichbarer Diesel-Pendants. Auch die Bahn erkenne dies allmählich und plane, Diesellokomotiven auf Brennstoffzellenantrieb umzurüsten. Und neben dem Toyota Mirai liefen bereits Busse, Traktoren, Flugzeuge, Katamarane oder gar Kreuzfahrtschiffe im Wasserstoff-Probebetrieb.
Dennoch habe es der Wasserstoff weiterhin schwer, gegen Benzin-, Diesel-, Hybrid- und batteriegespeiste Elektroautos zu bestehen. „Dabei löst die im Vergleich zur Batterieladung deutlich schnellere Betankung viele Probleme“, so Grendus. Er forderte abschließend, dass gerade die baden-württembergischen Automobilhersteller „endlich aufwachen“ und dem Wasserstoff eine echte Chance geben müssten. Da war die ursprünglich auf 15 Minuten veranschlagte Vortragszeit des Referenten bereits um das Fünffache überschritten und leitete eine rege Diskussion innerhalb der Zuhörer ein, die Für und Wider verschiedener Öko-Mobilitätskonzepte gegeneinander abwogen.
„Letztendlich wird der Kunde entscheiden müssen, ob Batterien oder Wasserstofftanks die besseren Energieträger für Elektroautos sind“, schloss Grünen-Vorstandsmitglied Alex Riederer, ehe Grendus vorschlug, dass sich Sinsheim um Fördergelder zur Errichtung einer Wasserstofftankstelle bewerben solle. Somit wäre man auch diesbezüglich bestens für die Zukunft gerüstet.
RNZ Sinsheimer Nachrichten vom Montag, 15. Januar 2018, Seite 3
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